VOLKSHOCHSCHULE DER BURGENLÄNDISCHEN ROMA
7400 Oberwart,
Schlainingerstraße 4/1
Tel: 03352/33 940,
Fax: 03352/34 685
e-mail: vhs-roma@aon.at

 

 

INFORMATION zu ROMA 2000

 

 

Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart der Roma im Burgenland
Mai/Juni 2000 im OHO - Offenes Haus Oberwart
Mai-November 2000 Landesausstellung 2000 "Vom Kult der Gewalt zur Kultur des Friedens" Stadtschlaining, Österreich



Die Volkshochschule der Burgenländischen Roma präsentiert erstmalig einen Querschnitt der Lebensumstände der Roma im Burgenland von 1921 bis heute.
Ein wichtiger Themenbereich der Ausstellung ist selbstverständlich die Dokumentation der Verfolgung und des Genozid an den Roma, die das Schicksal dieser Volksgruppe bis heute geprägt haben.
Ein weiterer Teil widmet sich den kulturellen Traditionen: Identität, Sprache und Erzählkultur ebenso wie der Arbeitswelt und den zentralen sozialen Werten der Roma.
Informationen zur Geschichte und zur gegenwärtigen Situation runden die Ausstellung ab.

Erstrebtes Ziel, dieser Ausstellung ist dem oft von Unwissenheit und Vorurteilen geprägten Roma-Bild der Bevölkerung, eine fundierte Dokumentation der Tradition und der Lebensbedingungen dieser Volksgruppe entgegenzusetzen.
Ein Teil der Ausstellung "ROMA 2000" wird auf Burg Schlaining bei der Landesausstellung "vom Kult der Gewalt - zur Kultur des Friedens" gezeigt.



Projektträger: Volkshochschule der Burgenländischen Roma
Wissenschaftliche Leitung: Mag. Maria Anna Six - Hohenbalken
Organisation und Gestaltung: Andreas Lehner
Produktionsleitung: Horst Horvath




INHALT - THEMEN

Kernstück der Ausstellung ist die Geschichte und derzeitige Situation der Roma im Burgenland.
Die Aufarbeitung erfolgt auf drei Ebenen:

- Historie
- Soziopolitische Entwicklungen
- Ethnokulturelle Themen

Diese drei Ebenen sind eingebettet in allgemeinere, globalere Themenbereiche. Um etwa die Historie, gesellschaftspolitische Entwicklungen, ethnische Gemeinsamkeiten und Unterschiede besser erklären zu können werden Metaebenen eingeführt, die einzelne Problembereiche im gesamteuropäischen Kontext erkennbar machen, gemeinsame Entwicklungen aufzeigen und Unterschiede darstellen. (z.B. Thema: Schutzbriefe für Roma im Burgenland im 17. Jahrhundert
Die dazugehörende Metaebene wäre: in manchen europäischen Staaten wurde quasi eine Schutzherrschaft für Roma übernommen - oft stand dies im Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen, in denen Roma als Schmiede, Metallverarbeiter für die Erzeugung von Waffen notwendig waren.)

INHALT - UMSETZUNG
Die Ausstellung ROMA 2000 besteht neben konventionellen Ausstellungsmaterialien wie Objekten, Photos, Dias, Texttafeln, didaktischen Materialien etc. aus mehreren PC-Terminals, die, je nach Raumsituation aufgebaut werden können. Texte und Bilder sowie weitere multimediale Beiträge (Tonbeispiele, Videos usw. wurden digitalisiert und via PC´s vermittelt.) Weiterer Medieneinsatz: Videopräsentation von Filmen und Diaprojektionen
Den BesucherInnen, die sich nicht an den PC setzen, wird mittels konventionellen Ausstellungstechniken ein Überblick gegeben und mit Objekten, Photos usw. auch Atmosphäre in den jeweiligen Ausstellungsräumen geschaffen

EBENE: HISTORIE - GLOBAL
unter anderem:
+ Migrationen Stationen (Chorasan, Armenien, Byzanz, Osmanisches Reich)
+ Legende/Sage - Lurische Musiker
+ Migrationen nach Mitteleuropa
+ Beginn der Verfolgungen

EBENE: HISTORIE - BURGENLAND
unter anderem:
+ Erstes Auftreten in Westungarn Schutz und Vertreibung - Batthyány vs. Esterházy
+ Schutz in Kriegszeiten - Roma als Waffenschmiede Verfolgungen "Zigeunerjagen" im 18. Jahrhundert
+ Verfügungen von Kaiser Karl VI - "Zigeunerpflöcke"
+ Anordnungen von Maria Theresia - Zwang zur Ansiedlung und die Folgen
+ 1. Registrierungen Joseph II. - Sprachenverbot, Assimilation
+ 19.Jhdt. Zuzugsbestimmungen Beispiele aus einzelnen Orten - Oberwart, Kemeten, Stegersbach

EBENE: SOZIOPOLITISCHE SITUATION - GLOBAL

+ Stigmatisierung seit dem Beginn der Neuzeit
+ Änderung des Wirtschafts -Systems
+ Neues Gesellschaftssystem und Instrumentalisierung der Roma
+ Sprache und Identität
+ Romanes - Verwandtschaft, Entwicklungen
+ Bedeutung der oralen Literatur, der Musik
+ Entstehung von 1. Organisationen
+ Anerkennung als Volksgruppe

EBENE: SOZIOPOLITISCHE SITUATION - BURGENLAND-ROMA IM 20.JAHRHUNDERT

1.) ZWISCHENKRIEGSZEIT
+ 1921 Grenzziehung und Bedeutung für die Roma
+
Diskriminierung/Verfolgung -
+ "Zigeunerschule"
+ "Zigeunerkartothek" Gendarmerieerhebung 1938 (7152 Roma)
+
"Bürgermeisterversammlung 1933"
+ "Die Zigeunerfrage im Bgld." (Mai 1930)
+ intakte Soziostruktur "Großfamilienverband",
+ Wohnen Mehrsprachigkeit & Erzähltradition

2) GENOZID
+Rassentheorien "Reinrassige vs. Mischlinge" und Abkehr davon
+ Himmlers Idee bzgl. "reinrassiger Sinti"
+ "Abstammungsnachweis von Franz Baranyai"
+ Konzentrationslager Lackenbach Ravensbrück, Auschwitz
+ Schicksalsberichte

3) NACHKRIEGSZEIT
+ Rückkehr
+ zerstörte Heimat,
+widerrechtliche Sondererfassungen
+ Rückzug in Anonymität/ Assimilation
+ Wiedergutmachung /Opferfürsorge: Nicht-Anerkennung von Lackenbach als KZ 1948,
+ Abschieben der Roma Arbeitslosigkeit
+ Abschieben in Sonderschule Wohnsituation
+ Zerstörung der Großfamilie

4) NEUES SELBSTBEWUSSTSEIN
+ Anerkennung - als 6.österreichische Volksgruppe
+ Vereinsgründung - Roma-Vereine, Feste ("butschu"), div. Veranstaltungen
+ Literatur - Erzählungen, Lesungen, Theater - "I kali tschasarkija"
+ Musik - Romano Rath, Samer Band Sprache -
+ Sprachprojekt inkl. Sprachbeschreibung
+ Neue Medien - Romani Patrin, Mini Multi, Radio Mora
+ Lernbetreuung Roman-Unterricht - Verein Roma Schulunterricht - Volksschule Oberwart Volkshochschule der Burgenländischen
+ Roma Sozialprojekte - AMS-Projekte, "Pro Roma" u.Ä

5) "RASSISMUS HEUTE"
+ Attentat 1995 - Briefbombenserie, Mord in Oberwart, Mahnmal Diskriminierung - Arbeit, Wohnen

 

EBENE: ETHNOKULTURELLE THEMEN - GLOBAL
+ Wir und die Anderen;
+ Bezeichnungen - Rom-gadje, Cale-payos, etc
+ Pejorative Termini - deren Ursprung, Bedeutung - "Zigeuner" gitanos, gypsies, bohemiens
+ Nischenwirtschaft, peripatet. Gruppen Unterhaltungssektor Handwerk,
+ Beruf als Quelle der Identität Ursprung; wahrscheinl. Osman. Reich
+ Konzepte von Reinheit / Unreinheit
+ Fremdbilder - Kunst
+ Fremdbilder - Wissenschaft
+ Religion - Relig. Bekenntnisse

EBENE: ETHNOKULTURELLE THEMEN - BURGENLAND

1.) ARBEIT
+ Handwerk, Sammeln, Schmied, Rastelbinder, Korbflechter, Siebmacher, etc.
+ Familienwirtschaft
+ Notwendigkeit der untersch. Bereiche Störhandwerk Vgl. Roma und Gadje - Wandergesellen
+ Weiterentwicklung d. Handwerke zu Spengler, Recyclingwirtschaft, Marktfahrer
+ Unterhaltungssektor
+Musik

2.) WERTE
+ Madonnenverehrung
+ Wallfahrt
+ Taufe - Patenschaften
+ Reinheit/Unreinheit
+ Tod - Bedeutung der Ahnen, Muloglaube
+ Bedeutung der Familie (Versorgung der Alten, Bedeutung des Kindes, Pflicht der gegenseitigen Unterstützung)


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